Marion Kracht © Mirjam Knickriem
Marion Kracht © Mirjam Knickriem

Eine Mords-Freundin

Wenn eine Urlaubsbekanntschaft aus dem Ruder läuft: In Steven Moffats
grotesker Komödie spielt Marion Kracht eine flotte Witwe mit einem dunklen
Geheimnis.

 

Was macht man als höflicher Mensch, wenn die nette Person, die man im Urlaub
kennengelernt hat, plötzlich vor der heimischen Haustür steht? Natürlich lässt man
sie herein. Das machen auch Peter und Debbie, nicht ahnend, dass sich daraus
ein wahrer Albtraum entwickelt. Elsa, die lebenslustige dreifache Witwe, denkt näm-
lich gar nicht daran, wieder abzureisen. Und als die unfreiwilligen Gastgeber ihren
Namen googeln, schöpfen sie den Verdacht, dass Elsa möglicherweise eine Serien-
killerin ist!

 

In Steven Moffats Komödie „Eine Mords-Freundin“ entwickelt sich daraus mit tief-
schwarzem Humor eine Situation, die das Publikum zu Lachstürmen hinreißt.
Zumindest war das in England so, wo das Stück 2022 in Chichester uraufgeführt
wurde. Es ist das erste Theaterstück des britischen Autors, der vor allem durch
seine erfolgreichen TV-Serien „Sherlock“ und „Dr. Who“ bekannt ist. In der Komödie
Winterhuder Fährhaus inszeniert Anatol Preissler jetzt die deutschsprachige
Erstaufführung mit Marion Kracht als Elsa.

 

Die Ausgangssituation in dieser turbulenten Komödie kann die Schauspielerin gut
nachvollziehen. „Das ist wie der Wein, der in Griechenland super schmeckt“, sagt
sie, „und wenn man ihn mit nach Deutschland nimmt, denkt man: Was ist das denn?“
Erschwerend kommt hinzu, dass Elsa schon bald allen tierisch auf die Nerven geht.
„Das kann ja leicht vorkommen, wenn Menschen, die allein leben, mit denen zu-
sammentreffen, die in der Familie und im Job verankert sind und einen ganz anderen
Lebensrhythmus haben.“ Das Ehepaar versucht jedenfalls auf groteske Weise, Elsa
wieder loszuwerden, ohne sie direkt rauszuwerfen. Das wird besonders schwierig,
weil die Kinder inzwischen von ihr begeistert sind. Bei Marion Kracht persönlich gäbe
es jedenfalls kein Pardon: „Ich würde mich als sehr offen und den Menschen zuge-
wandt einschätzen, aber wenn jemand das ausnützen wollte, würde ich sagen:
Stopp jetzt. Das geht nicht!“

 

Die Schauspielerin, die schon mit fünf Jahren vor der Kamera stand und als Tochter
der Fernseh-Familie „Diese Drombuschs“ in den 80er und 90er Jahren bekannt
wurde, liebt es, Komödien zu spielen, obwohl das als besonders schwierig gilt. „Da
kommt es auf ganz präzise Arbeit an“, weiß sie, „Das richtige Timing ist eigentlich
alles.“ Aber vor allem: „Ich bringe gern Menschen zum Lachen. Es ist in der Welt in
vielen Dingen schon schlimm genug. Da braucht man auch mal einen Abend, an
dem man Spaß haben kann.“ Mit Regisseur Anatol Preissler, der im November für
seine hinreißende Molière-Inszenierung von „Der Geizige“ im Ernst Deutsch Theater
gefeiert wurde, arbeitet sie zum ersten Mal zusammen.

 

Film oder Theater – Marion Kracht ist froh, dass sie immer wieder die Chance hat,
zwischen beidem zu wechseln. Doch auch sie beklagt den Rollenmangel für ältere
Kolleginnen. „Es wird zwar etwas besser, da jetzt die Aufmerksamkeit ein bisschen
darauf gelenkt wird. Aber es ist eben auch ein kulturelles Problem, dass Frauen ab
50 oder 60 in unserer Gesellschaft überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden.“

 

Nicht nur für den eigenen Beruf, sondern vor allem auch für die sozialen Schwach-
stellen in der Welt engagiert sich die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. „Das
hat mir meine Mutter beigebracht“, erklärt sie. „Wenn es einem gut geht, hat man
auch ein bisschen die Verpflichtung, sich um Menschen zu kümmern, denen es
nicht so gut geht.“ Unter anderem ist sie seit mehr als 30 Jahren Patin bei Plan
International. „Den Mädchen in der Welt geht es immer noch schlechter als den
Jungen“, meint sie. „Von Gleichberechtigung sind wir meilenweit entfernt. Da
hängt mein Herzblut dran.“

 

Für ihr soziales Engagement und ihre Rolle in „Gottes vergessene Kinder“, für die
sie extra die Gebärdensprache lernte und in der sie dann 230 Mal auf der Bühne
stand, wurde sie 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Mutter
eines gehörlosen jungen Mädchens spielte sie nun auch in dem Film „Zwischen
den Zeilen“, den sie gerade abgedreht hat und der in diesem Jahr ins Kino kommt.
Eine ganz neue Herausforderung wartet jedoch nach dem Hamburger Gastspiel
auf sie: Zum ersten Mal spielt sie eine Rolle mit Gesang, nämlich die Mrs. Peachum
in Brechts „Dreigroschenoper“. Premiere ist im April in der Bonner Oper. Und noch
etwas tut sich für die Künstlerin: „Ich werde bald wieder Regie führen.“ Ihr Debüt
gab sie 2022 in Lahr mit einem Krimi. „Da hatte ich das Gefühl, als hätte ich nie
etwas anderes gemacht.“

 

Brigitte Ehrich

 

Karten für die Aufführung finden Sie im Ticketshop

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