Mit Schwung in den Frühling!
Tschaikowsky bringt kraftvolle Wucht, Griegs schwelgerisches Konzert bietet das Podium
für ein neues Talent: Orchesterleiter Tigran Mikaelyan bereitet für den 15. März ein spannendes
Konzertprogramm im Großen Saal der Elbphilharmonie vor – exklusiv für inkultur-Mitglieder.
Eine der bekanntesten und beliebtesten Sinfonien von Tschaikowsky ist seine Vierte, die im Finale in stürmisch aufbrausender Volksfest-Stimmung ihren Höhepunkt findet. „Mit Liebe und glühender Begeisterung“ habe er sie geschrieben, bekundete der russische Komponist selbst. Mit Begeisterung spricht auch Tigran Mikaelyan über diese Sinfonie, die er als ersten Höhepunkt für das März-Konzert
der Neuen Philharmonie Hamburg im großen Saal der Elbphilharmonie auswählte. „Wenn das Finale
erklingt, dann bricht einfach alles auf“, sagt er, „die Musik explodiert, das Publikum auch!“
Der zweite Höhepunkt birgt zunächst noch eine Überraschung in sich. Auf dem Programm steht das
Klavierkonzert a-Moll von Edvard Grieg, das einzige Konzert, das der norwegische Komponist vollendet
hat. Wer dabei der Pianist sein wird, stellt sich jedoch erst noch heraus: Es soll der 1. Preisträger des
Internationalen Piano-Wettbewerbs „Debut Concert“ sein. Erst Mitte Februar fällt in Berlin die Entschei-
dung, wer der Sieger sein wird. Alternativ wird der Chef der Wettbewerbsjury, der russische Pianist
Yury Martynov, als Solist eingeladen.
„Seit langem bin ich dafür, junge Künstler, die es verdient haben, zu unterstützen“, erklärt Mikaelyan
die Idee, den Sieger eines Wettbewerbs zu engagieren. „Unbekannte junge Künstler stehen immer im
Schatten von großen Namen. Es ist ein Risiko für einen Veranstalter, jemanden zu engagieren, den
niemand kennt, weil dann vielleicht niemand kommt, um ihn zu hören. Das ist ein Teufelskreis. Denn
wie soll ein Künstler bekannt werden, wenn er keinen Auftritt bekommt? Der Preis bei einem Wettbe-
werb ist ja ganz schön für einen jungen Musiker, aber er muss hinterher auch engagiert werden. Damit
machen wir ihm das Leben etwas leichter.“
Dirigent des Konzerts ist der Kanadier Marco Parisotto. Der Künstlerische Leiter des Ontario Philhar-
monic Orchestra in Toronto dirigiert regelmäßig weltweit die größten und berühmtesten Orchester.
Mikaelyan konnte ihn dafür gewinnen, die Position des Chefdirigenten der Neuen Philharmonie
Hamburg zu übernehmen. Vor einigen Jahren hatte der Leiter des Orchesters Parisotto bei einem
Gastspiel in seiner Heimat Armenien kennengelernt. Seitdem verbindet beide eine gute Freundschaft.
„Natürlich kann ich ihm kein großes Honorar zahlen. Die Hälfte des Honorars ist sozusagen ein
Freundschaftsdienst“, gibt Mikaelyan zu, der auf staatliche Unterstützung für sein Orchester verzichtet,
um unabhängig bleiben zu können. Das hatte Parisotto offenbar imponiert.
Seit den Schwierigkeiten nach der Corona-Pandemie hat sich die Situation der Neuen Philharmonie
Hamburg kontinuierlich verbessert. Das Orchester ist zurzeit sehr erfolgreich. 40 Musiker und Musiker-
innen gehören zum Stamm, bei großen Konzerten wird auf bis zu 60 Personen aufgestockt, meistens
mit Musikern, die schon gut im Orchester integriert sind. Gelegentlich darf aber auch einer mitspielen,
der eigentlich noch in der Ausbildung ist: Mikaelyans Sohn Leon (15) ist ein begabter Pianist. Er hat
schon mehrere Wettbewerbe gewonnen, darunter auch den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.
Inzwischen, sagt Papa Tigran, hat er auch seine Freude am Orchesterspiel entdeckt.
Die Altersstruktur im Orchester geht von jungen Absolventen der Musikhochschulen bis zu Pensionären,
die gern noch weitermachen wollen. „Es geht nicht ohne die Älteren“, meint Mikaelyan, „denn die Or-
chesterkultur – wie man sich im Orchester dem Konzertmeister oder dem Dirigenten gegenüber verhält –
haben die Jungen noch nicht gelernt. Das können nur erfahrene ältere Musiker pflegen und weitergeben.“
Am wichtigsten aber ist dem Chef und Dirigenten des Orchesters die Harmonie untereinander. „Wenn
einer eine schlechte Atmosphäre verbreitet, dann klappt es musikalisch gar nicht. Das ist wie mit einem
Sack Kartoffeln. Wenn eine Kartoffel faul ist, ist der ganze Sack zum Wegschmeißen.“
Ungefähr 120 Konzerte bestreitet das Orchester jährlich in der Laeiszhalle und in der Elbphilharmonie so-
wie auf vielen Tourneen und Gastspielen in Skandinavien, in Spanien und in der Schweiz. Auch in diesem
Jahr hat Tigran Mikaelyan noch viel vor. Die vierte Tournee durch China ist bereits geplant, und im Septem-
ber geht es zu einem Festival in Montenegro.
Brigitte Ehrich
inkultur-Konzert, Elbphilharmonie, Großer Saal, Samstag, 15. März, 11.00 Uhr.
Karten für das Konzert finden Sie im Ticketshop unter "inkultur-Konzert"