The Mass (Yellow), 2011 © Oeystein Thorvaldsen, Hanne Friis
The Mass (Yellow), 2011 © Oeystein Thorvaldsen, Hanne Friis

Soft Sculptures

Faszinierende Textil-Skulpturen von Hanne Friis

 

Hanne Friis mag nicht in Schubladen gesteckt werden. Ihre organischen „Soft Sculptures“ verweigern Labels wie angewandte oder freie Kunst. Dennoch sind ihre Werke nun unter
dem Titel „Contemporary Craft“ zu sehen – im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe,
das derzeit den ersten Überblick über das Schaffen der Norwegerin in Deutschland präsentiert.

 

Schon von Weitem leuchten die Farben: Neongelb, Himmelblau, Rosa, Orange, Pink – raum-
greifend und wandfüllend. Wabernde Farbkörper, die einen magisch anziehen, noch ehe man
ihre Konturen erfasst. Die merkwürdig amorphen Gebilde der Textilkünstlerin erinnern an Algen-
teppiche, an Flechten, Pilze und andere Mikroorganismen, die wie mit Farbe übergossen wirken
und in XXL-Formate vergrößert wurden. Sie quellen förmlich aus der Wand, wuchern über den
Boden, hängen mitunter auch von der Decke. Hanne Friis spielt dabei bewusst mit der räumlichen
Präsenz der Farbe: „Ich will mit der Farbe Aufmerksamkeit erregen“, sagt sie. Das helle Neongelb
der Arbeit „The Mass“ beispielsweise versprüht eine unglaubliche Energie.

 

Hanne Friis, 1972 in Oslo geboren, war während ihres Studiums der Bildhauerei und Malerei an
der Akademie der Bildenden Künste in Trondheim einfach nur „frustriert“, wie sie in dem Video-
Porträt in der Ausstellung freimütig erzählt. Erst als sie begann, mit Textilien zu arbeiten, war klar,
dass sie „ihr Material“ gefunden hatte: Samt und Seide, Wolle, Latex, Lederimitate – die Künstlerin
verwendet alles, was ihr an Textilien in die Quere kommt. Hauptsache, es ist weich und flexibel
genug, um daraus lebendig anmutende Objekte zu kreieren. Besonders wichtig ist dabei die
Arbeitsmethode: Hanne Friis verarbeitet die Stoffe ausschließlich mit der Hand, näht mit Nadel
und Nylonfaden akribisch Formen und Falten, bis sich die Stoffe zu objekthaften Strukturen ver-
dichten, die immer auch etwas Rätselhaftes haben.

 

Wer den Begriff „Soft Sculptures“ schon einmal gehört hat, der weiß, dass er unweigerlich mit
dem Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg (1929-2022) verbunden ist, der in den 1960er Jahren
Alltagsgegenstände in gigantisch große „weiche Skulpturen“ übersetzte und damit weltberühmt
wurde. Die handgenähten, naturnahen „Soft Sculptures“ der norwegischen Künstlerin Hanne
Friis erweitern den Begriff nun um eine ganz neue Facette.

 

Isabelle Hofmann

 

„Contemporary Craft: Hanne Friis“, bis 27. April 2025,
Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg,
Steintorplatz, 20099 Hamburg,
Di – So 10 – 18
Uhr, Do bis 21 Uhr.
Weitere Informationen auf www.mkg-hamburg.de

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