Die aktuellen Premieren der Privat- und Staatstheater
Die Neuproduktionen im Februar:
ALLEE THEATER
COSI FAN TUTTE
Können Frauen nicht treu sein? Mozart wagte mit seiner Oper die Probe aufs Exempel:
„Cosí fan tutte“ – so machen es alle. Eine Behauptung, die sich bei Dorabella und Fiordiligi
zu bewahrheiten scheint. Beide lieben ihre Verlobten, doch als Don Alfonso sie mit einem
Experiment auf die Probe stellt, ist es nicht mehr weit her mit der ewigen Treue. Darauf hat
Alfonso gewettet, als er die Männer überredete, als Fremde verkleidet die Braut des jeweils
anderen zu umgarnen. Was als Spiel begann, wird bald zu bitterem Ernst. Wegen ihrer Un-
moral wurde die 1790 in Wien uraufgeführte Oper anfangs kritisiert. Heute gehört sie zu den
beliebtesten Mozart-Opern. Im Allee Theater stand sie zuletzt 2014 auf dem Spielplan.
Schon damals setzte die Bearbeitung von Barbara Hass, auf der die aktuelle Inszenierung
beruht, neue Akzente in einem modernen Umfeld, in dem die Männer Ferrando und Gugliel-
mo als Ärzte auftreten. Da wird am offenen Herzen operiert - wenn auch nicht im Operations.
saal… Regisseur Alfonso Romero Mora will zusätzlich das Rollenbild der Frauen stärken
und selbstbewusster machen.
STAATSOPER HAMBURG
MITRIDATE, RE DI PONTO
Mozart war erst 14 Jahre alt, als er seine erste abendfüllende „opera seria“, seine erste große
ernste Oper, schrieb: „Mitridate, re die Ponto“. Den König Mitridates VI. gab es tatsächlich, ge-
boren wurde er um das Jahr 130 vor Christus. Er kämpfte darum, sein Reich Pontus am
Schwarzen Meer gegen den Vormarsch der Römer zu retten. Mozarts Oper erzählt neben
der politischen Handlung vor allem von einer Liebesintrige. Mitridate lässt während seines Feld-
zugs seine griechische Verlobte Aspasia in der Obhut seiner beiden Söhne Farnace und Sifare
zurück, die eher mit dem Gegner sympathisieren. Um sie auf die Probe zu stellen, lässt er die
Kunde von seinem Tod verbreiten. Als Farnace sich auf die Seite der Römer schlägt und Sifare
sich in Aspasia verliebt, verurteilt Mitridate alle drei zum Tode… Ganz so schlimm geht es am
Ende dann aber doch nicht aus. 1770 wurde die Oper in Mailand mit großem Erfolg uraufgeführt.
Mozart zeigte damals schon viel Talent für musikalischen Tiefgang, mit dem er die Gefühle der
Protagonisten zum Ausdruck bringt. Birgit Kajtna-Wönig, Spielleiterin an der Staatsoper, insze-
niert sein dramatisches Frühwerk, der britische Tenor Robert Murray singt die Titelpartie.
KOMÖDIE WINTERHUDE
SPIEL GEWINNT
Felix ist ein notorischer Nerd. Seine Welt besteht aus Computern, aus Browsern und Apps. Und
nicht nur das: Sein „Super Smart Home“ hat er gegen die Außenwelt und all ihre negativen Ein-
flüsse – wie z.B. Viren – sicher abgeschottet. Umso entsetzter ist er, als plötzlich eine fremde
Frau vor seiner Tür steht und Einlass fordert. Sie kommt angeblich im Auftrag der Stadt und soll
die Rauchmelder kontrollieren. Kaum ist er sie wieder los, ist sie mit einem anderen Anliegen
wieder da. Man ahnt es schon – da bahnt sich etwas an. Aber so leicht macht es Autor Karsten
Laske dem IT-Experten und der fröhlich aufdringlichen Miriam nicht. Denn es kommt auch noch
eine Psychotherapeutin dazu, zu der Felix eine ganz besondere Beziehung hat. Laske, selbst
Regisseur und Schauspieler, greift in seiner Komödie „Spiel gewinnt“ ein weit verbreitetes Pro-
blem der heutigen Gesellschaft auf: die Vereinsamung der Menschen in einer digitalisierten Um-
welt. In der Uraufführung im Winterhuder Fährhaus suchen Hubertus Brandt, Katrin Filzen und
Désirée Nick höchst amüsant einen Weg zurück in die Gemeinsamkeit.
THALIA THEATER
UBU
Ursprünglich war das Stück als Schülerscherz gegen einen unbeliebten Lehrer gedacht. Inzwi-
schen gilt die groteske Komödie „König Ubu“ als Geburtsstunde des modernen Theaters, ge-
feiert von Dadaisten und Surrealisten. Bei der Uraufführung 1896 gab es allerdings noch einen
handfesten Theaterskandal wegen der Obszönitäten des Stückes und der Sprache des franzö-
sischen Autors Alfred Jarry (1873 – 1907). König Ubu ist der Inbegriff eines bornierten und
opportunistischen Spießers, eine Mischung aus Hanswurst und Massenmörder zugleich. Er
ermordet Venceslav, den König von Polen, um sich selbst die Krone aufzusetzen, er massakriert
und terrorisiert sein Volk und zieht gegen andere Länder in den Krieg. Erst der Aufstand von
Venceslavs Sohn, der vom russischen Zar unterstützt wird, treibt ihn in die Flucht. In der Welt
von heute scheint dieser Ubu nur allzu gegenwärtig zu sein. Am Thalia Theater inszeniert Johan
Simons die absurde Farce mit Jens Harzer in der Titelrolle, des Weiteren spielen Marina Galic,
Pascal Houdus und andere.
ALTONAER THEATER
DER CIRCLE
„1984“, George Orwells längst überholte Utopie von einem Überwachungsstaat, ist ein harmloses
Blinzeln im Vergleich zu dem erschreckenden Blick in die Zukunft, den der amerikanische Autor
Dave Eggers in seinem Roman „Der Circle“ beschreibt. 2013 erschien die Anti-Utopie und wurde
sofort ein Bestseller. Heute – gut zehn Jahre später - ist auch seine Utopie von der Realität nicht
mehr weit entfernt. „Der Circle“ ist ein IT-Unternehmen, das sämtliche anderen Internet-Plattformen
geschluckt hat und einen Rundum-Dienstleistungsservice anbietet. Das bedeutet für die Kunden
Erfassung all ihrer Daten und somit den Wegfall jeglicher Anonymität. Die Resonanz ist riesig und
die junge Mae ist glücklich, dass sie einen Job in der Firma ergattert. Schnell wird sie zur Vorzeige-
mitarbeiterin und treibt den Wahn, alle Menschen müssten transparent sein, auf die Spitze. Doch
dann kommen durch einen mysteriösen Kollegen Zweifel in ihr auf. Im Altonaer Theater bringt Re-
gisseur Georg Münzel seine eigene Bearbeitung des spannenden Romans auf die Bühne.
DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS
KABALE UND LIEBE – ALLERDINGS MIT ANDEREM TEXT UND...
„Gegen Schiller scheint kein Kraut gewachsen“, meinte einst Literaturpapst Reich-Ranicki. Und so
wird sich wohl auch das Drama „Kabale und Liebe“ mühelos behaupten, wenn Barbara Bürk und
Clemens Sienknecht es mit ihrem Team in ihrer sogenannten Radioshow hinreißend frech ver-
wursten. Nach „Effi Briest“, „Anna Karenina“ und den „Nibelungen“ pfropfen sie nun auch dem
schillerschen Klassiker einen anderen Text und ironisch angepasste Musik auf. Was nicht ganz
unlogisch ist, denn die bürgerliche Luise Miller, in die sich der adelige Ferdinand verliebt, ist
schließlich die Tochter eines Musiklehrers. Antenne Walhalla legt sich diesmal mit Sturm und
Drang ins Zeug, wie gewohnt untermalt von unsinniger Werbung, absurden Nachrichten und
Ansagen. Da bleibt gewiss auch beim tödlichen Gifttrunk am Ende kein Auge trocken.
THE ENGLISH THEATRE
DOUBT: A PARABLE
Missbrauch in der katholischen Kirche ist trotz einiger Aufklärung in den letzten Jahren noch
immer ein brisantes Thema. Umso mehr gilt das für die 1960er Jahre, in denen John Patrick
Shanleys 2005 in New York uraufgeführtes und mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Stück
„Zweifel: Eine Parabel“ spielt. Pater Flynn arbeitet als Lehrer an einer katholischen Schule in
der Bronx. Er ist bei den Schülern beliebt wegen seines verständnisvollen Umgangs mit den
Jungen. Doch gerade das macht die Schulleiterin Schwester Aloysius stutzig. Als sie beobachtet,
wie der Pater sich besonders intensiv einem Messdiener zuwendet, beauftragt sie die junge
Schwester James, ihn heimlich zu beobachten. Der Missbrauchsverdacht ist geweckt. Als sie
Pater Flynn zur Rede stellt, entwickelt sich ein unerbittlicher Machtkampf. Autor Shanley, der
selbst eine katholische Schule besuchte, stellt die Frage nach dem Umgang mit Verdacht,
Schuld und Verurteilung zur Diskussion. Im English Theatre inszeniert Theaterchef Clifford
Dean das Drama.
Karten für die Neuproduktionen finden Sie im Ticketshop