Christian Richard Bauer als Jekyll/Hyde © Oliver Fantitsch
Christian Richard Bauer als Jekyll/Hyde © Oliver Fantitsch

Imperial Theater: Jekyll und Hyde

30 Jahre Imperial-Theater: Intendant Frank Thannhäuser inszeniert einen erfolgreichen Klassiker der viktorianischen Schauerliteratur.

 

Die strenge Moral, die Königin Viktoria (1819 – 1901) ihren Untertanen auferlegte, war ein fruchtbarer Boden für den Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson.
Wer hätte sich nicht gewünscht, gelegentlich dem tugendhaften Sittenbild zu entfliehen, wie Dr. Jekyll
es wagt! Im London der 1880er Jahre experimentiert der renommierte Arzt mit einem Serum, das das Böse in ihm freilegt und ihn in den psychopathischen Mr. Hyde verwandelt. Der lebt seine Triebe gewissen-
los aus und verbreitet Angst und Schrecken. Als Jekyll erkennt, dass Hyde sich verselbständigt, ist es zu
spät. Er kann die Verwandlung nicht mehr rückgängig machen. Ein spannender und bis heute faszinierender
Stoff.

 

Intendant Frank Thannhäuser bearbeitete den Roman für das Imperial Theater. Mit inkultur sprach er über
seine Inszenierung, über Krimis, Musicals und das Theater-Jubiläum.

 

inkultur: In „Jekyll und Hyde“ geht es nicht um die klassische Krimi-Suche nach einem Mörder. Der
Übeltäter ist von Anfang an bekannt. Was macht für Sie den Reiz an dem Stück aus?

 

Frank Thannhäuser: Gerade das ist der Reiz, dass nicht nur irgendwer irgendwen umgebracht hat und
gesucht wird, sondern dass es um die psychologischen Abläufe in der Figur des Dr. Jekyll geht. Und auch
ein bisschen um Drogen. Denn es ist ja eine Droge, die Jekyll nimmt, um jemand anderer zu werden. Hyde
nimmt sich alles heraus, was man sich als normal Sterblicher sonst versagt. Er liebt extrem, er hasst extrem.
Er fällt extreme Entscheidungen und räumt alles aus dem Weg, was ihn aufhält. Der krasse Gegensatz
zwischen den beiden Figuren, die ja eigentlich eine sind – das ist der Reiz daran.


Wie drückt sich die Verwandlung von Dr. Jekyll in Ihrer Inszenierung aus?

 

Da ist natürlich besondere Schauspielkunst gefragt. Wir machen keine Monsterschau. Die Droge macht etwas
mit dem Mann und das zeigen wir auch, aber es ist ja immer noch derselbe Mensch. Er wird sich auch äußerlich
verändern, aber nicht so, dass er sich eine Gummimaske aufsetzt. Die Titelrolle wird alternierend von Gosta
Liptow und Christian Richard Bauer gespielt.

 

Sie haben mit Erfolg 16 Edgar-Wallace-Krimis auf Ihre Bühne gebracht. Wird es damit auch wieder weiter-
gehen?

 

Ich mag Wallace sehr und er ist auch ein Kassen-Garant. Schon für das kommende Frühjahr planen wir "Das
indische Tuch". Aber wir haben ja zwischendurch schon immer etwas anderes gemacht und auch den viktoriani-
schen Schauerroman bedient, etwa mit Sherlock Holmes oder Dracula.


Ihre Inszenierungen haben immer ein sehr detailliertes und stimmiges Bühnenbild...


Das gehört in unserem Haus dazu, auch wenn eine Original-Ausstattung sehr aufwändig ist. In diesem Stück
zum Beispiel wird altes Labor-Equipment gebraucht, etwa ein Messingmikroskop. Oder es müssen Gaslaternen

stehen. Inzwischen haben wir ja schon vieles im Fundus. Früher bin ich jede Woche über die Flohmärkte gewalzt.
Aber die Zeiten sind vorbei, da kriegt man heute kaum noch was. Manchmal helfen jetzt Kleinanzeigen oder ebay.

 

Wie lang ist die Vorbereitungszeit für eine Produktion?

 

Ungefähr ein dreiviertel Jahr. Jedes Stück läuft ein Jahr. Dann ist es genug. Die Suche nach den Requisiten für
das nächste Stück muss man in Ruhe machen. Oftmals ist ein Buch gut, kann aber so auf der Bühne nicht umge-
setzt und muss bearbeitet werden. Das mache ich am besten selbst. In „Jekyll und Hyde“ gibt es fünf Meter hohe
Ornamentwände, die man verschieben kann. Das ist eine enorme Arbeit für die Schreinerei. Das alles braucht
seine Zeit.

 

Krimis im Fernsehen, in Buchform, auf der Theaterbühne sind bei Zuschauern und Lesern sehr beliebt.
Worauf führen Sie diese Faszination zurück?

 

Ich glaube, dass der Rätselspaß dabei weit im Vordergrund steht. Am besten funktioniert der Krimi mit der Mörder-
suche nach dem klassischen „Whodunit“-Prinzip. Bei uns kommt hinzu, dass wir dem Publikum kleine Fluchten
ermöglichen, indem wir sie in eine andere Zeit ohne Handy oder Helikopter mitnehmen. Da ist man einen Abend
komplett raus aus der Realität.

 

Lesen Sie selbst in Ihrer Freizeit Krimis?

 

Ich höre lieber, weil ich beruflich so viel lesen muss. Besondern gern Sebastian Fitzek oder die amerikanische
Autorin Patricia Cornwell.

 

Ihre zweite Leidenschaft ist das Musical. Sie haben im Ohnsorg Theater „Hallo Dolly“ und „Ein Käfig voller
Narren“ inszeniert.

 

Ich komme ja ursprünglich vom Musiktheater. Es war meine erste Liebe, und die erste Liebe rostet nicht. Auch
das Imperial Theater verdanke ich dem Musical. Das Geld, um es vor 30 Jahren aufzubauen, kam aus den
Übersetzungen, die ich gemacht habe. Aber als nach zehn Jahren als Musical-Theater die Produktionskosten
für uns zu sehr gestiegen waren, mussten wir eine Entscheidung treffen. Das war eine bittere Pille. Das Imperial
wurde zum Krimi-Theater. Aber die Idee funktionierte. Letztendlich hätte es nicht besser laufen können.

 

Im August war das 30-jährige Jubiläum. Wird noch irgendwie gefeiert?

 

Nein. Dafür aber haben wir einen neuen Bühnenboden bekommen. Es muss ja ständig etwas neu gemacht werden.
Corona-bedingt ist auch unsere Lüftungsanlage neu. Jetzt müssen wir im Sommer keine Fächer mehr verteilen.


Brigitte Ehrich

 

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