Die aktuellen Premieren der Hamburger Theater

Freud und Münchhausen © Michael Petersohn
Freud und Münchhausen © Michael Petersohn

Die Neuproduktionen im September:

 

KOMÖDIE WINTERHUDE
MÜNCHHAUSEN – ODER FREUDS LETZTE REISE

Die Lügen des Barons Münchhausen sind legendär. Was aber die Berliner  Comic-Autoren
Flix (Text) und Kissel (Zeichnungen) daraus machten, ist eine ganz neue Variante der Frage:
Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Sönke Andresen setzte den Comic in ein fantasievoll
ironisches Theaterstück um, das vor zwei Jahren in Berlin uraufgeführt wurde und jetzt in
die Komödie Winterhude kommt.

Es spielt kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Münchhausen landet mit einem Heißluftballon auf
dem Dach des Buckingham Palastes. Der Geheimdienst kommt mit ihm nicht weiter und zieht
den Psychoanalytiker Siegmund Freud hinzu, der sich 1939 in London im Exil befindet. Münch-
hausen behauptet, er komme von der anderen Seite des Mondes. Freud hört sich seine Lügen-geschichten an und findet darin auch immer wieder ein Körnchen Wahrheit. Schließlich wagt er
mit dem Baron gemeinsam den Ritt auf der Kanonenkugel. Ist es „Freuds letzte Reise“?
So zumindest lautet der Untertitel des amüsanten Stücks, in dem auch zwei witzige, originelle
Puppen auftreten. Die Rolle des Münchhausen hingegen wird in Andreas Gergens Inszenierung
von einer jungen Frau übernommen: Jytte-Merle Böhrnsen.

 

DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS
HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

Bert Brechts „Dreigroschenoper“ steht unverwüstlich immer wieder auf den Spielplänen der Theater. Seine ander-
en Stücke werden inzwischen eher selten aufgeführt. Das Schauspielhaus macht jetzt eine Ausnahme. In dem
Stück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ sieht Intendantin Karin Beier eine Art „Endspiel in einer moralisch wie
ökonomisch überschuldeten Gesellschaft“ und eine Mahnung für unsere heutige Zeit. Die Zweiklassengesellschaft,
die aus den reichen Herren und dem armen, arbeitenden Volk besteht, die Ungleichheit in der Welt – das sind
immer wieder Brechts Themen. Dieses Stück entstand 1940 im finnischen Exil.

Gutsbesitzer Puntila ist nur im Vollrausch ein guter Mensch, dann verbündet er sich mit seinen Angestellten und
macht ihnen große Versprechungen. In nüchternem Zustand widerruft er alle Zusagen. So will er im Suff auch
seinen Knecht Matti mit seiner Tochter verloben. Doch der stellt Eva auf die Probe und sie fällt durch. Arm und
reich lassen sich eben doch nicht miteinander vereinen. In Karin Beiers Inszenierung spielen Joachim Meyerhoff
und Kristof Van Boven die Titelrollen.

 

THALIA THEATER
BLUE SKIES

Von den Folgen des Klimawandels redet die ganze Welt. Bei T. C. Boyle hat die Endzeit jedoch schon begonnen.
In seinem 2023 erschienenen Umweltroman „Blue Skies“ nimmt die Katastrophe unvermeidlich ihren Lauf, während
die Menschen in ihrem apokalyptischen Alltag noch ganz banale Konflikte ausfechten. Der Meeresspiegel steigt,
die Temperaturen auch, der Tesla in der Auffahrt setzt schon Rost an. Mutter Ottilie frittiert Heuschrecken und
bereitet Mehlwurm-Burger zu. Sohn Cooper, ein Insektologe, gehen allmählich die Forschungsobjekte aus. Tochter
Cat, erfolglose Influencerin, versucht, mit Hilfe einer Pythonschlange mehr Follower zu gewinnen. Ihr Mann Todd
hingegen reist als Vertreter für Rum durchs Land und überzieht es mit einer Alkoholschwemme und ausufernden
Partys. Das ist Gesellschaftssatire pur, abgründig, komisch und absurd. Darauf versteht sich der amerikanische
Autor, der 1982 mit dem satirisch-historischen Afrika-Roman „Wassermusik“ bekannt wurde. Für das Thalia Theater
hat Jan Bosse die unterhaltsame Umwelt-Utopie bearbeitet, die gar nicht so weit in der Zukunft zu liegen scheint.
Seine Inszenierungen (am Thalia zuletzt „König Lear“ im vergangenen Jahr) sind stets geprägt von kraftvollen Bildern,
Humor und Spielfreude.

 

ERNST DEUTSCH THEATER
ODYSSEE ODER DAS KALYPSOTIEF

Drei Theater, ein Thema: Homers antike Dichtung über Odysseus, der auf der Heimreise nach dem Trojanischen
Krieg zehn Jahre lang über die Meere irrte, wird in dieser Spielzeit über drei Bühnen ziehen. Das gemeinsame
Projekt von Ernst Deutsch Theater, Ohnsorg Theater und Lichthof mit drei eigenständigen Inszenierungen startet
an der Mundsburg. Daniel Schütter, designierter Intendant des Ernst Deutsch Theaters, schrieb eine Bühnenfassung
der ersten acht Gesänge: „Odyssee oder das Kalypsotief“. Die Nymphe Kalypso hält Odysseus auf ihrer Insel ge-
fangen, während dessen Frau zu Hause verzweifelt auf ihn wartet. Die Tochter des verschollenen Seefahrers macht
sich auf die Suche nach ihm, begegnet jedoch nur dem Trauma des Krieges. Die traurigen Folgen eines Krieges
haben sich bis heute nicht geändert. Bei Homer entscheiden die Götter über das Schicksal der Menschen. Und heute?
Die Projekte des Ohnsorg und des Lichthof Theaters folgen im März bzw. im Juni nächsten Jahres.

 

ALLEE THEATER
MARIA STUART

Maria Stuart auf der Bühne – da denkt man zuerst an Schiller. Und tatsächlich diente Schillers Drama dem italienischen
Komponisten Gaetano Donizetti als Vorlage für seine Oper. Die allerdings musste einige Hindernisse überwinden. Die
Zensur forderte diverse Änderungen am Libretto und die Sängerinnen der beiden Hauptpartien gerieten sich während
der Proben buchstäblich in die Haare. Unter dem Titel „Buondelmonte“ wurde die Oper schließlich 1834 in Neapel ur-
aufgeführt. Ein Jahr später wurde sie dann als „Maria Stuarda“ in Mailand erfolgreich, erlangte aber nie die Popularität
anderer Werke von Donizetti. Erst 1968 wurde sie bei einer Aufführung in Donizettis Geburtsort Bergamo für die Opern-
welt wiederentdeckt.Der Konflikt zwischen den Königinnen Elisabeth I. von England und Maria von Schottland findet
seinen Höhepunkt in der direkten Konfrontation der beiden, in der Hass, Eifersucht und Machtstreben das Schicksal
Marias besiegeln: Elisabeth verurteilt sie zum Tod auf dem Schafott.

In Ettore Prandis Bearbeitung im Allee Theater sind Luminita Andrei (Maria) und Feline Knabe (Elisabeth) die beiden
erbitterten Feindinnen.

 

ALTONAER THEATER
DER CLUB DER TOTEN DICHTER

„Wir spielen Bücher“ ist das Motto des Altonaer Theaters. Doch inzwischen greift Intendant Axel Schneider auch immer
mal wieder auf Filme zurück. Lange hatte er sich um die Aufführungsrechte für den Film „Der Club der toten Dichter“ aus
dem Jahr 1990 bemüht; jetzt hat es geklappt. Erst später entstand auch ein Roman nach dem Drehbuch. Die Hamburger
Regisseurin Lea Ralfs inszeniert das Jugenddrama um einen Lehrer – im Film gespielt von Robin Williams –, der mit
unkonventionellen Methoden die steifen Strukturen eines Jungeninternats aufbrechen will. Neu in seine Klasse kommt
Neil, der sich gegen den Willen seines Vaters zur Schauspielerei hingezogen fühlt. Als er von dem ehemaligen „Club der
toten Dichter“ erfährt, dem der Lehrer John Keating einst angehörte, lässt Neil den Club mit einigen anderen Schülern
wieder aufleben, als Zuflucht vor der Strenge, Disziplin und Tradition des Internats. Das Drama eskaliert, als Neils Vater
ihn in eine Militärakademie schicken will.

 

ALTONAER THEATER
DAS KIND IN MIR WILL ACHTSAM MORDEN

Um seine Ehe zu retten, hatte Björn Diemels Frau ihn gezwungen, ein Achtsamkeitsseminar zu besuchen. Das erwies sich
für den Strafverteidiger zusätzlich als nützlich, weil die Mafia ihm Schwierigkeiten machte. Diemel brachte den Clan-Boss
kurzerhand um – achtsam, versteht sich. „Achtsam morden“ nach dem Roman von Karsten Dusse war ein großer Erfolg
im Altonaer Theater. Intendant Axel Schneider präsentiert jetzt die Fortsetzung: Diemels Ehe läuft wieder besser, die Mafia
macht kaum noch Ärger, denn der zweite Clan-Chef sitzt inzwischen wohlverwahrt im Keller des Kindergartens von Björns
Tochter. Doch etwas nagt noch immer in seinem Inneren. Björns Therapeut Joschka Breitner erkennt den Grund…
Bewährt amüsant und ironisch beschäftigen sich Chantal Hallfeldt, Dirk Hoener und Georg Münzel mit Diemels Problem:
„Das Kind in mir will achtsam morden“. Die Mischung aus Krimikomödie und überspitzter Alltagspsychologie findet damit
aber noch lange kein Ende. Autor Dusse hat inzwischen drei weitere „Achtsam morden“-Romane geschrieben. Für Axel
Schneider als Textbearbeiter und Regisseur bleibt da wohl noch einiges zu tun.

 

HAMBURGER KAMMERSPIELE
DIE LETZTEN FÜNF JAHRE

Frische Liebe, Hochzeit, Ende der Beziehung – eine ganz alltägliche Geschichte kurz auf den Punkt gebracht. Doch der
amerikanische Autor und Songwriter Jason Robert Brown machte, basierend auf den Erfahrungen aus seiner eigenen
gescheiterten Ehe, etwas ganz Besonderes daraus. In seinem Kammermusical, das 2002 in Chicago uraufgeführt wurde
und danach auch den Weg nach New York gefunden hat, schauen die beiden Protagonisten Cathy und Jamie gleichzeitig
vor und zurück auf „Die letzten fünf Jahre“. Schriftsteller Jamie beginnt bei der ersten Begegnung, Schauspielerin Cathy
blickt auf die gemeinsame Zeit zurück. Karriere, Enttäuschung, Hoffnung, Zuversicht, Zweifel finden in 14 Songs berühren-
den Ausdruck. Nur einmal treffen die beiden Erzählstränge in einem Duett aufeinander: bei der Hochzeit. Mit Carolin Forten-
bacher und Tim Grobe stehen in den Kammerspielen zwei versierte Sänger-Schauspieler auf der Bühne.

 

STAATSOPER HAMBURG
TRIONFI

Im Abstand von 23 Jahren schuf Carl Orff drei Werke, die er schließlich unter dem Titel „Trionfi“ zur Trilogie zusammenfasste:
in „Catulli Carmine“ (1930) verarbeitete er Gedichte des altrömischen Poeten Catull, in „Carmina Burana“ (1935) waren es
mittelalterliche Lieder, in „Trionfo di Afrodite“ (1953) geht es um eine Hochzeitszeremonie mit dem Segen der griechischen
Göttin Aphrodite. Am bekanntesten sind die „Carmina Burana“. Nur selten wird die gesamte Trilogie aufgeführt wie jetzt in
der Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano und dem spanischen Regisseur Calixto Bieito. Komponist
Orff (1895 – 1982) hatte nach neuen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Oper, Oratorium und Kantate gesucht
und dabei ein Gesamtkunstwerk aus Sprache, Musik, Bewegung und Tanz geschaffen. Zwischen innigen Liebesszenen und
derben Saufgesängen, zwischen Allmacht des Eros und religiöser Moral, zwischen Mythen und Moderne bleibt viel Raum für
Fantasie in der szenischen Umsetzung. Gesungen wird in altgriechischer, lateinischer, mittelhochdeutscher und deutscher
Sprache mit deutschen und englischen Untertiteln.

 

THE ENGLISH THEATRE
MURDER BY MISADVENTURE

Als erfolgreiches Duo haben die Krimi-Autoren Paul und Harold so manchen literarischen Mord begangen. Doch dann ver-
krachen sie sich und Harold will sich selbständig machen, was Paul überhaupt nicht passt. Eifersucht, Alkohol und Erpressung
verführen Harold zu einer naheliegenden Lösung: Warum nicht die fiktiven Verbrechen in die Realität umsetzen? Er und seine
Frau Emma locken Paul in ihrem Haus auf einen unzugänglichen Balkon und verschwinden in die USA. Als sie nach sechs
Wochen zurückkommen und nach der „Leiche“ sehen wollen, steht plötzlich ein Polizei-Inspektor vor ihnen. Es beginnt ein
mörderisches Spiel. Edward Taylors Krimikomödie „Murder by Misadventure“ (Ein mörderischer Unfall), die 1992 in London
uraufgeführt wurde, wartet mit vielen Wendungen und Überraschungen auf.


Karten für die Neuproduktionen finden Sie im Ticketshop

 

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